Die Stadt Noreia
Der Ort Noreia wird genannt:
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Bei Sempronius Asellio in der Scholia Bern. (lib.5, fr.9) ad Verg.Georg.III,
474:
Norica castella dixit ab urbe Noreia, quae est in Gallia, ut Asellio historiarum
non ignarus docet.
Sempronius Asellio ist spätestens 159 v.Chr. geboren; nach Gell.2, 13, 3 war
er unter P. Scipio Africanus Militärtribun vor Numantia (134) und
sein im Greisenalter begonnenes Werk reichte nach Gellius 13, 22, 8 wenigstens
bis 91 v.Chr. Vergilius benannte "die norischen Befestigungswerke nach
der Stadt Noreia, die in Gallien liegt, wie der geschichtskundige Asellio
lehrt".
Gallien, Galatien ist im Sinne älterer römischer Schriftsteller als die
große, von den Römern noch nicht gegliederte Völkermasse
vom Atlantischen Ozean bis zum adriatischen Meere aufgefaßt; ähnlich
nennt Livius die Ostalpenkelten (39, 22, 6, 7; 39, 45, 6, 7; 43, 5, 1-5;
44, 14, 1; 55, 1-3) Galli transalpini, Gallici populi, Alpini populi,ein
Hinweis, daß die einzelnen Stämme infolge der noch nicht abgeschlossenen
Wanderungen im Ostalpengebiet noch in kein engeres staatliches Verhältnis
zueinander getreten waren.
Herrn Regierungsrat Prof. Dr. Al. Sigmund und Prof. Dr. K. Kniely fühle
ich mich für ihre freundliche Beratung zu herzlichem Dank verpflichtet.
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Bei Strabo V, 214:
"Aquileia liegt außerhalb der venetischen Grenzen; denn diese werden durch
einen den Alpen entströmenden Fluß (wahrscheinlich Tagliamento)
begrenzt, welcher eine Hinauffahrt von 1200 Stadien bis zur Stadt Noreia
hat, in deren Umgebung (scil. ) Cneius Carbo gegen die Kimbern in
Kampf geriet, aber nichts ausrichtete. Diese Gegend hat ergiebige Goldwäschen
und Eisengruben."
Die
Länge des Handelsweges von Aquileia nach Noreia gibt Strabo mit 1200
Stadien (= 150 römische Meilen) an. Strabo legt seinen Berechnungen
das italische Achtelmeilenstadion zu 185 Meter zugrunde (VII, 322); das
ergibt für die Entfernung Aquileia - Noreia 222 Kilometer, eine Zahl,
die der wirklichen Entfernung von 225 Kilometern sehr nahe kommt. Berechnet
man das Stadion nach dem seltenen attischen Stadion des Polybius zu 177,6
Meter, ergeben 1200 Stadien 213 Kilometer.
Goldvorkommen
in der Umgebung von St. Margarethen sind am Silberberg, auf der Grebenze
und in Kliening im Lavanttale in goldhältigen Kiesen in kristallinen
Schiefern festgestellt worden. Die Eisenerze im Gebiete von St. Margarethen
bis Hüttenberg sind teils Magnet-, teils Roteisensteine, teils für
die Stahlerzeugung wichtige Spateisensteine, ihr Abbau wird seit vorgeschichtlicher
und römischer Zeit betrieben2.
- Caesar, Bell.Gall. I, 5:
Helvetii ... Boiosque, qui trans Rhenum incoluerant et i n a g r u m
N o r i c u m transierant N o r e i a m q u e oppugnabant receptos ad se
socios sibi adsciscunt.
"Die Helvetier haben die Boier, die ihre Wohnsitze
jenseits des Rheins gehabt hatten und in das Gebiet von Norikum gezogen
waren und Noreia belagerten, als Bundesgenossen bei sich aufgenommen und
als Teilnehmer (am Zuge nach Gallien) gewonnen."
Die Boier, die unter germanischem Druck vor der Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr.
ihre Wohnsitze in Böhmen verlassen und sich an der Donau um Preßburg
und in Pannonien niedergelassen haben, in der Nähe ihrer im Jahre
191 aus dem Gebiete von Bologna vertriebenen Stammesverwandten, verließen
nach der schweren Niederlage, die sie um das Jahr 58 vom Dakerkönig
Boirebistas erlitten, ihre Sitze in Pannonien und zogen an Noreia vorbei
nach Gallien. Das gegen Boirebistas zustande gekommene Bündnis der
Boier und Taurisker hatte sich nach der vernichtenden Schlacht in Feindschaft
umgewandelt.
- Plinius ( 79 n.Chr.), Nat.hist.III, 19, 131:
In hoc situ interiere ... Carnis Segesta et Ocra, Tauriscis Noreia.
"In dieser Gegend gingen zu Grunde ... bei den Karnern Segesta und Okra, bei
den Tauriskern Noreia."
Im ersten Jahrhundert n.Chr. scheint die Stadt Noreia von einer Katastrophe
heimgesucht worden zu sein. Daß das Leben in Noreia trotzdem nicht
völlig vernichtet wurde, lehren die Inschriften C I L III 5040 und
5041, die im Kirchturme von St. Margarethen in Noreia eingemauert sind:
C I L III 5040:
Cotulia Mascli et Vibi(a)e fil(ia). Vibianus fecit.
"Cotulia, Tochter des Mascius, und Vibia, Tochter des Vibius (der letzteren wurde
das Denkmal bei Lebzeiten errichtet). Vibianus ließ es errichten."
C I L III 5041:
Secundinus Ittes (filius) vi(vus) fe(cit) si(bi) et Vibi(a)e Adiecti /filiae) et Secundin(a)e
fi(liae) an(norum) XX et Senicioni fi(lio) an(n)o(rum) XXX.
"Secundius,
Sohn des Ittes, hat das Grabdenkmal bei Lebzeiten errichtet für sich,
seine Frau Vibia, Tochter des Adiectus, seine mit 20 Jahren verstorbene Tochter Secundina
und den mit 30 Jahren verstorbenen Sohn Senicio.
Das engere Stammesgebiet der Taurisker umfaßte Obersteiermark mit der
Tauernkette, die von ihnen den Namen erhielt, Ober- und Mittelkärnten
und Oberkrain mit dem Laibacher Becken einschließlich Nauportus-Oberlaibach.
Der Besitz dieses wichtigen Hafen- und Stapelplatzes, in dem die Waren,
die von Aquileia über die Okra (Birnbaumerpaß) gebracht und
auf Schiffe verladen wurden, sicherte den Tauriskern reiche Durchfuhrzölle
und die Beherrschung des Handels nach Siscia und Pannonien.
- Tabula Peutingeriana (Anfang des 3. Jahrhunderts n.Chr.):
Virono XIIII (milia passuum) Matucaio XIII Noreia XIII Noreia (irrtümlich
wiederholt) XIIII ad pontem (Scheifling).
Die Entfernung von 27 römischen Meilen (= 40 Kilometer) führt genau
zum Herrenhause der Holzfabrik Einöd, bei dem die Inschriftsteine
CIL III 5043, 5044 bis 5049 gefunden wurden3.
In Einöd stand die römische Poststation Noreia, die ihren Namen
von der vorgeschichtlichen Siedlung in St. Margarethen übernommen
hat. In diese Entfernungsangabe fügt sich sehr gut ein der Meilenstein
von St. Georgen bei Neumarkt C I L III 5731 (= 13.533):
D(omino) n(ostro) Fl(avio) Val(erio) Constantino p(atriae) invicto Aug(usto) a Vir(uno)?
m p XXXII (47.360 Kilometer)4
Die Schlacht bei Noreia
- Noreia als Ort der Schlacht im Jahr 113. v. Chr. wird nur bei Strabo erwähnt (vgl. S. 6).
- Eine Schilderung der Schlacht ohne Nennung des Ortes gibt Appian, Römische Geschichte, 4. Buch,
Kapitel 13:
"Eine zahlreiche Schar von Teutonen (= Kimbern) fiel plündernd in das Gebiet
von Norikum ein. Da befürchtete der römische Konsul Papirus Carbo,
sie möchten auch in Italien eindringen, und besetzte deswegen die
Alpen, wo der Durchgang am engsten ist. Als aber jene nicht angriffen,
ging er selbst auf sie los, unter der Beschuldigung, daß sie in das
Land der Noriker, die Gastfreunde der Römer seien, eingefallen wären.
Zu Gastfreunden machten die Römer die, denen sie den Titel "Freunde"
verliehen, aber Notwendigkeit lag nicht vor, ihnen wie Bundesgenossen zu
helfen. Sobald sich nun Carbo den Teutonen näherte, schickten sie
zu ihm: Sie hätten nicht gewußt, daß das Norikerland zu
den Römern in gastfreundschaftlicher Beziehung stehe, sie würden
in Zukunft von ihnen ablassen. Carbo lobte sie und gab ihnen Wegweise,
heimlich aber hatte er den Führern aufgetragen,sie einen weiten Weg
herumzuführen. Er selbst eilte auf dem kürzeren voraus und überfiel
die Teutonen unvermutet in ihrer Raststellung, büßte aber für
seine Treulosigkeit durch den Verlust vieler Leute. Bald hätte er
alle verloren, hätte nicht die Dämmerung und der Regen und ein
schweres Gewitter, das noch während der Schlacht ausbrach, sie getrennt
und dem Kampfe durch den Schrecken von oben ein Ende gemacht. Trotzdem
flohen die Römer vereinzelt in die Wälder und fanden sich kaum
am dritten Tage zusammen. Und die Teutonen zogen ins Gebiet der Galater."
- "Die abenteuerlichen Wege des kimbrischen Wandervolkes"(E. N o r d e n,
Germanische Urgeschichte, S.224 )
gingen nicht längs der Drau, sondern von Noreia über die Tauern
"längs dem südlichen Ufer der Donau in das Gebiet der Helvetier"
(E. N o r d e n, S.224 ff.).
- Livius, 43. Buch (Epitome):
...Cimbri gens vaga, populabundi in Illyricum venerunt; ab iis Papirius Carbo consul
cum, exercitu fusus est.
"Die Kimbern, ein unstetes Volk, kamen nach Illyricum (Illyrien, Pannonien und
Noricum), um zu plündern; der Konsul Papirius Carbo mit seinem Heere
wurde von ihnen geschlagen."
- Den Widerhall der Schlacht und die Bedeutung der Niederlage bei Noreia schildert
Tacitus, Germanie, kap.37:
Eundem Germaniae sinum proximi Oceano Cimbri tenent, parva nunc civitas, sed gloria
ingens. Veterisque famae lata vestigia manent, utraque ripa castra ac spatia,
quorum ambit nunc quoque metiaris molem manusque gentis et tam magni exitus
finem. Sescentesimum et quadragesimum annum urbs nostra agebat, cum primum
Cimbrorum audita sund arma Caecilio Metello et Papirio Carbone consuiibus.
Ex quo si ad alterum imperatoris Traiani consulatum computemus, ducenti
ferme et decem anni colliguntur: iam diu Germania vincitur.
"In derselben Ausbuchtung Germaniens wohnen, unmittelbar am Nordmeer,
die Kimbern, jetzt ein kleines Volk, ihr Ruhm aber ist gewaltig. Weithin
sind Spuren des alten Rufes noch vorhanden, auf beiden Ufern des Theines
haben sich Lagerplätze erhalten, aus deren Umfang man heute noch die
Masse und Leistungen des Volkes und die Beglaubigung einer so großen
Auswanderung ermessen kann. Unsere Stadt stand im 640. Jahre (113. v. Chr.),
a l s m a n z u m e r s t e n M a l e v o
n d e n W a f f e n t a t e n d e r K i m b e r
n h ö r t e,unter dem Konsulate des Caecilius Metellus und Papirius
Carbo. Rechnen wir von dort bis zum zweiten Konsulate des Kaisers Trajan
(98 n.Chr.), so macht dies etwa 210 Jahre. So lange schon siegt man über
Germanien!"
Verehrung der Göttin Noreia in den Ostalpenländern
Weihmörting, Niederbayern C I L III 5613 (= 11781)
= Vollmer, Inscriptiones Bavariae Romanae 434. Noreiae Aug(ustae) Sacrum Septimius
Claudianus, tribunus coh(ortis)V Breuc(orum) Philippianae pro se suisque v(otum) r(eddidit)
l(aetus) l(ubens) (erito)
"Noreia Augusta heilig. Septimius Claudianus, Tribun der fünften Philippischen
Kohorte der Breuker, hat das Gelübde für sich und die Seinen
mit Freuden erfüllt" Die Kohorte war seit 80 n.Chr. in Norikum stationiert.
Vgl. Pauly-Wissowa, Real.Enzyklopädie, IV., S. 259. Der Stein stammt
mit größter Wahrscheinlichkeit von der Innmündung, wurde
bei Abtragung der Kirche von Weihmörting gegenüber von Schärding
in der Mauer verbaut gefunden und befindet sich jetzt im Museum zu Landshut.
Cilli (heute Celje / Slowenien, Anm.d Bearb.)
- C I L III 5188.
I(ovi) O(ptimo) et Cel(eiae) et Noreiae sanct(a)e Rufi(us) Senilis b(ene)f(iciarius)
co(n)s(ularis) pro se et suis v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).
"Jupiter, Celeia und Noreia heilig. Rufius Senilis, Benifiziar des Konsuls, hat das
Gelübde für sich und die Seinigen mit Freuden erfüllt."
- C I L III 5193:
Marti (Herculi) Victori(ae) Noreiae.
"Mars, Herkules, Viktoria, Noreia heilig."
Vielleicht verbirgt sich unter Herkules und Viktoria ein von den Kelten verehrtes
Götterpaar. Die gemeinsame Verehrung von Herkules und Viktoria ist für den
Kugelstein bei Deutschfeistritz bezeugt. (C I L III 11.743)
-
Trojana
C I L III 5123:
Norei(a)e
August(ae) et Honori stat(ionis) Atrant(inae) Bellicus et Eutyches (contra)
Sc(riptores) stat(ionis) eiusdem ex vot(o).
"Noreia und dem Honor der Station von Atrans die Gegenschreiber der Zollstation
Bellicus und Eutyches in Erfüllung des Gelübdes."
Der Altar der Noreia wurde wie ein Altar des Atrans (C I L III 5117) von Trojana
nach Görz (Gorizia /Slowenien Anm. d. Bearb.) überführt; sie werden im Palais Attems in Görz
aufbewahrt.
- Kerschbach bei Windischfeistritz
C I L III 5300:
Marti Aug(usto) et Noreiae reginae et Britania e pr(o)vi(n)ciae) L(ucius Sept(imius)
Tertinus (centurio) l(eg)ionis II Ital(icae) p(iae) fidelis) ex vol(o)
d(ono) d(edit).
"Mars. der Königin Noreia und der Provinz Britania hat L. Septimius
Tertinus, Centurio der zweiten italischen Legion (die in den Jahren 167
bis 180 in Litschitz im Sanntale, später in Laureacum stand), in Erfüllung
des Gelübdes den Altar gewidmet."
Die Inschrift stammt aus einem Heiligtum, von dem ansehnliche Architekturreste
in der Kirchenwand und Umfassungsmauer des ehemaligen Friedhofes von Kerschbach
verbaut sind.
-
Hohenstein bei Pulst
in Kärnten.
Auf dem Plateau unterhalb des Schlosses Hohenstein hat man auf dem sogenannten
Wörtsch- und Zoppenfelde im Jahre 1895 ein kleines Heiligtum der Noreia
(Länge 12,5 Meter, Breite
7,35 Meter) ausgegraben (Mitt. der Zentralkomm. 1896, S.164 f., mit Llan),
das um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet, um die Mitte des
2. Jahrhunderts umgebaut wurde. An dieser Stelle wurden bereits in früheren
Jahren, besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mehrere
Altäre der Noreia gefunden.
-
Der älteste Altar ist aus der Zeit des Kaisers Claudius (41 bis 54):
C I L III 4808:
Nor/eiae) Chrysanthus Cypaeri (Ti)berii) Claudi(i) Caes(aris) Aug(usti) Ser(vus)
Vic(arius) v(otum) s(olvit).
"Der Noreia hat Chrysanthus, Untersklave des Cypaerus, eines Sklaven des Kaisers
Klaudius, sein Gelübde eingelöst" (Gefunden 1848).
- C I L III 4806, noch aus dem 1. Jhdt.:
Noreiae Aug(ustae) sacr(um) Q(uintus) Fabius Modestus domo Roma dec(urio) al(ae)
Aug(ustae) Thracum phialam argent(eam) p(ondo) II (quadrantem) emblemata
Noreiae aurea unicias duas d(ono) d(edit).
"Noreia Augusta geweiht; Quintus Fabius Modestus aus Rom, Dekurio der ersten thrakischen
Ala, hat eine Silberschale im Gewichte von 2 1/3 Pfund (= 737 Gramm) und
goldene Noreiabildchen im Gewichte von 2 Unzen (ungefähr 55 Gramm)
als Geschenk gegeben."
Die goldenen Medaillons (wahrscheinlich Bildnisse von Isis) waren in die silberne
Schale eingelassen. Gefunden 1849
- C I L III 4809, 2. Jahrhundert:
Isidi Norei(ae) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) pró salúte Q(uinti)
Septuei Clémentis con(ductoris) fer(rariarum) N(oricarum P(annoniarum)
D(almatarum) et Ti(berii) Cl(laudii) Héraclae et On(aei) Octa(vii)
Secundi pro(curatorum) fer(rariarum) Q(uintus) Septueius Valéns
pro(curator) ferr(ariarum).
"Der Isis Noreia hat Qu. Septueius Valens, Verwalter der Eisengruben, sein Gelübde
eingelöst zum Danke für die Gesundheit des Qu. Septueius. Clemens,
Pächter der norischen, pannonischen und dalmatischen Eisengruben und
der Verwalter der Eisengruben Tiberius Claudius Heracla und Cn. Octavius
Secundus."
Gefunden 1849
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Die Bauinschrift des Heiligtums C I L III 14.362 und 14.363:
Noreiae
Aug(ustae) sacrum Sabinius ... n(ene)f(iciarius). Claudi(i) Paterni Clementiáni
próc(uratoris) Aug(usti) a solo restituit cellam columnas pavimenta
porticum.
Gefunden1895
"Der Noreia Augusta. Sabinius ..., Benefiniarier des kaiserlichen Statthalters
Claudius Paternus Clementianus, hat von Grund auf erneuert die Cella, die
Säulen, die Fußböden und die umlaufende Halle des Heiligtums."
Cl. Paternus Clementianus war nach M Peaks, Administration of Noricum,
S. 176, wahrscheinlich um das Jahr 161 Prokurator von Noricum.
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C I L III 4807:
Altar, gefunden nach A. Eichhorn, Beiträge zur
Geschichte Kärntens II, S. 41, am Anfange des 19. Jahrhunders
im Bezirke des Noreiatempels von Hohenstein. Als Amboß in einer Sensenschmiede
im Feistritzgraben verwendet, ging er zugrunde. Die unvollständige
Inschrift lautet:
Noreiae Augustae De ... Auc ... P ..
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Auf dem Ulrichsberge bei Feistritz im Glantale. C I L III 4810:
Noreiae Isidi fecit A(ulus) Trebonius Proc(urator).
"Der Noreia Isis errichtete das Denkmal der Prokurator Aulus Trebonius". Wegen
des Mangels einer näheren Bezeichnung ist es unsicher, ob Aulus Trebonius
statthalter von Norikum oder Verwalter der Eisengruben war.
Vgl.Jantsch, Neue römische Inschriften in Kärnten, Carinthia, I, 1927,
S. 5
Nach Jaksch, Geschichte Kärntens, I, S. 28, stammt die Inschrift offenbar aus
dem Tale; ich vermute aus Hohenstein.
Die Stifter der Altäre in Hohenstein sind nicht Einheimische, sondern
griechische Sklaven, ein aus Rom gebürtiger Soldat, ein Beamter des
Statthalters und Pächter der norischen Eisengruben. Die letzteren
hatten ihren Geschäftssitz in Aquileia (vgl. dazu C I L III 4788 und
C I L V 810). Aus der Verleihung des Beinamens August an Noreia und ihrer
Angleichung an die ägyptische Fruchtbarkeitsgöttin Isis ist ersichtlich,
daß die Römer den einheimischen Noreiakult zu einem römsichen
Staatskult umzugestalten versucht haben.
Die Lage von Noreia
Die Funde von Hohenstein haben R. Egger, Führer des Landesmuseums in
Klagenfurt, S. 13 (obwohl die antike Eisenproduktion des unmittelbaren
Hinterlandes von Hohenstein gar nicht erwiesen, wegen der geringen Mächtigkeit
des Erzvorkommens nicht wahrscheinlich, das Goldvorkommen ausgeschlossen
ist), veranlaßt, bei dieser Kultstätte "aller Wahrscheinlichkeit
nach die alte Hauptstadt des norischen Königreiches, das Noreia der
Kimbernschlacht zu suchen" ... "lieber hier als in der Gegend der für
das späte Altertum bezeugten gleichnamigen Poststation bei Neumarkt
in der Steiermark". E. Reisch (Die österreichischen Alpen, S. 212)
läßt die Wahl zwischen der Gegend von Neumarkt, Hohenstein und
Curina (Ansicht Ulrich Kahrstedts, Gött.Gel.Anz. 1927) unentschieden,
ohne die einzig maßgebenden Angaben Strabos zu berücksichtigen.
Bei Berechnung der antiken Distanzangaben von Aquileia nach Noreia hat man
in der Diskussion der Noreia-Frage des öfteren auf den Versuch des
vervollständigten Itinerars hingewiesen, den R. Egger, Frühchristliche
Kirchenbauten im südlichen Noricum, S. 92 und 102, unternommen
hat. Eggers Zusammenstellung leidet an der unrichtigen Auswertung der Itinerarangaben.
Die Itinerare des Altertums sind gerade für die Strecke Aquileia-Virunum
unvollständig. Ich hebe hervor, daß sowohl die Peutingersche
Reisetafel als das Antoninische Wegeverzeichnis in der Zeit des Kaisers
Caracalla (211-217)entstanden sind und daß die Tabula Peutingeriana
von der Weltkarte des Agrippa (Zeitalter des Augustus) beeinflußt
wurde und manche Bestandteile derselben übernommen haben kann. Vergleiche
dazu die Arbeiten von W. Kubitschek in Pauly-Wissowa, Realenzyklopädie
(Karten, Itinerarien) und Gött.Gel.Anz. 1917.Die Tabula Peutigeriana
führt eine Route mit drei bekannten und drei unbekannten Stationen
an, die uns nicht weiterhilft; ich berücksichtige sie daher nicht.
Das
Itinerarium Antonini bringt folgendes Straßenverzeichnis (nach der
Ausgabe von O. Cuntz, Itineraria Romana, S. 41):
Ab Aquileiaviam
Belloio m.p. XXX
Laricem.p.
XXIV
Santicom.p.
XXIV
Virunom.p.
XXX
Zwischen
viam Belloio und Larice ist eine Station mit der Entfernung von XXIV römischen
Meilen ausgefallen, die Statio Piorucensis (R. Egger, eine römische
Straßenstation in Resiutta, Österr. Jahreshefte, 21/22 Beibl.,
S. 314). Wir haben daher nur zwei sichere Entfernungen, jene von Aquileia
nach viam Belloio und die Entfernung von Larix-Saifnitz nach dem Zollfelde.
Im
Itinerarium Antonini ist noch ein gemeinsamer Straßenteil von Aquileia
nach Norden angegeben, von Aquileia XXX Meilen (1 Meile - 1.480 km) ad
Tricesimum (lapidem),beim 30. Meilenstein, heute Tricesimo. Wegen der
gleichen Meilen kann ad Tricesimumnur mit dem Vermerk viam Belloio XXX
m.p. der Strecke Aquileia-Virunum zusammengefallen, das heißt, bei
Tricesimo begann die Abzweigung einer Straße nach Belloium.
Wir
erhalten daher folgendes Stationenverzeichnis:
Antikes
Wegmaß
|
Tatsächliche
Entfernung
|
|
Aquileia
XXX
ad Tricesimum
(viam Belloio)
XXIII (ausgefallen)
Statio Plorucensis
XXIV
Larix (beim
Lärchenbaum)
XXIII
Santicum
XXX
Virunum
|
Aquileia
44 km
Tricesimo
34 km (ausgefallen)
Resiutta
37 km
Saifnitz
30 km
Villach
42 km
Zollfeld
|
|
CXXX m.p. = (192 km)
|
187 km
|
|
Egger
hat das Wegmaß Tricesimo-Saifnitz mit 81 km anstatt mit 71 km berechnet,
obwohl die Bahnstrecke Tricesimo-Tarvis die Entfernung von 80 km hat.
In
diese Entfernungsangaben 130 römische Meilen und 187 km fügt
sich das einzige von Ptolomaeus überlieferte antike Wegmaß Aquileia-Virunum
125 römische Meilen = 177 km überraschend gut ein. Vgl. O.
Cuntz, Die Geographie des Ptolomaeus, S. 130 f.
Eine
Zusammenstellung der Entfernungen von Aquileia-Noreia (Sankt Margarethen)
gibt folgendes Ergebnis:
-
Strabo, 1200 Stadien, 222 km
- Itinerarium Antonini, Aquileia-Virunum (192) 187 km + Virunum-St.Margarethen
44 km (236), 231 km.
-
Ptolomaeus, Aquileia-Virunum 177 + 44 km, 221 km
Die tatsächliche Entfernung Aquileia-Hohenstein aber beträgt bloß
187 km.